Innovative Behandlung von Herzpatienten: Mikropumpe sichert Überleben bei Hochrisikoeingriffen

Veröffentlicht am:


Ein Herzinfarkt mit akutem Pumpversagen des Herzens kann jeden treffen: von der Großmutter mit drei Enkeln bis zum Profifußballer. Das Risiko, trotz eines sofortigen Eingriffs an den Folgen zu versterben, ist hoch. Neue, minimalinvasive Methoden wie das Impella-Verfahren, bei dem eine Mikro-Pumpe während eines Herzeingriffs zeitweise den Herzschlag unterstützt, können dieses Risiko für die Patienten erheblich reduzieren. Im Klinikum der Pfeifferschen Stiftungen wurde dieses Verfahren nun erstmals erfolgreich angewendet.

Der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin der Pfeifferschen Stiftungen, Dr. med. Jochen Molling, freut sich über den gelungenen Einsatz. »Wir haben das Impella-Verfahren zum ersten Mal und mit Erfolg an unserem Standort praktiziert. Darauf ist das gesamte Team stolz. Dem über 75-jährigen Patienten geht es nach dem erfolgreichen Eingriff bereits wieder gut. Er konnte schon am Folgetag wieder nach Hause, um sich um seine Tiere zu kümmern«.

Bereits vor zehn Jahren wurde der Patient im Herzkatheterlabor der Pfeifferschen Stiftungen wegen eines akuten Herzinfarkts erfolgreich behandelt. Seitdem war er im Grunde fit und über die Jahre stabil. Doch im Februar dieses Jahres verschlechterte sich die Herzerkrankung. »Ein Stent war verschlossen und das Herz pumpte nur noch mit einem Bruchteil seiner Kraft. Eine spezielle Untersuchung zeigte, dass im ehemaligen Infarktgebiet noch lebende Herzzellen vorhanden waren, die wieder mit Blut versorgt werden mussten, um besser arbeiten zu können. Der Patient wollte keine herzchirurgische Therapie, deswegen schlugen wir ihm eine komplexe Wiedereröffnung des verschlossenen Gefäßes der Herzvorderwand vor«, beschreibt Dr. Molling die Situation.

»Das Risiko des Eingriffs war hoch, da er nur noch wenig eigene Reserven hatte. Deshalb haben wir erstmals für die Dauer des Eingriffs eine Herzunterstützungspumpe über ein Beingefäß in die linke Herzkammer eingesetzt«.
 

Minimalinvasiver Eingriff

Das Verfahren ist nicht neu, aber sehr komplex. Eine winzige Pumpe wird während eines Eingriffs minimalinvasiv über die Oberschenkelarterie in das Herz eingebracht. Sie sorgt dafür, dass die Pumpfunktion des Herzens auch während der Intervention erhalten bleibt und das Blut im Körper weiter zirkulieren kann. Die kritische Situation eines möglichen Pumpversagens des Herzens wird auf diesem Weg überbrückt, bis das zugrundeliegende Problem – der Herzkranzgefäßverschluss – erfolgreich behoben ist. Wird die Pumpe nicht mehr benötigt, weil das Herz seine Aufgaben durch den erfolgreichen Eingriff wieder allein übernehmen kann, wird sie herausgezogen und das Löchlein in der Arterie in der Leistenbeuge mit einer Naht verschlossen.

Die Voraussetzungen für den Einsatz sind jedoch hoch. Neben der Anschaffung der dafür notwendigen, teuren Technik braucht es vor allem ein besonders geschultes Personal, eine darauf eingestellte medizinische Infrastruktur sowie eine exzellente Abstimmung aller beteiligten Akteure, um das Verfahren erfolgreich zu beherrschen. Nicht alle Krankenhäuser der Region verfügen über dieses Verfahren. Bislang war es unter anderem in der Universitätsmedizin Magdeburg als Maximalversorger möglich, solche Prozeduren durchzuführen.

Das Team der Klinik für Innere Medizin der Pfeifferschen Stiftungen hatte sich entschlossen, diese Methode einzuführen, da es regelmäßig Akutfälle von Patienten versorgen muss, deren Zustand sich vor Ort oft rapide verschlechtert und alle entsprechenden Krankenhäuser der Region immer wieder Kapazitätsengpässe haben.

»Manche Patienten kommen zu Fuß oder mit dem Auto gerade noch selbst in unsere Notaufnahme. Dort verschlechtert sich ihr Zustand dann schlagartig, weil ein Herzgefäß plötzlich ganz verschlossen ist. Die Folge kann ein kardiogener Schock sein, eine Situation, die man versucht durch Wiedereröffnung des Blutgefäßes zu beherrschen. In der zu überbrückenden Zeit kann eine Pumpe im Herzen die Pumpfunktion unterstützen«, erklärt Chefarzt Molling.
 

Behandlung der Patienten möglichst ambulant

Das Klinikum der Pfeifferschen Stiftungen ist unter anderem auf kardiologische Behandlungen spezialisiert. Dazu ist es in die Akutversorgung von Herzpatienten der Region eingebunden. Das Team der Klinik für Innere Medizin hält dazu an allen Tagen des Jahres eine 24-Stunden-Herzkatheterbereitschaft vor.

Die Betreuung der Patienten erfolgt bei Bedarf und nach Möglichkeit in enger Verzahnung von ambulanter Medizin in der kardiologischen Praxis im MVZ der Pfeifferschen Stiftungen. Nur wenn es notwendig ist, wird die stationäre Versorgung im Krankenhaus in Anspruch genommen. Die Ärztinnen und Ärzte stellen damit sicher, dass nur unbedingt notwendige stationäre Maßnahmen im Krankenhaus durchgeführt werden.

So war es beispielsweise möglich, den jetzt behandelten Patienten ambulant adäquat auf die Operation vorzubereiten. Er wurde erst am Tag des Eingriffs stationär aufgenommen und konnte bereits am ersten Tag nach der Operation in deutlich gebessertem Zustand und beschwerdefrei nach Hause entlassen werden. Die notwendige Nachsorge erfolgt nun in enger Zusammenarbeit mit dem Hausarzt und im Rahmen der kardiologischen Sprechstunde.
 

Mehr erfahren:
Webseite Klinik für Innere Medizin/ Kardiologie
 

 

OP-Team Innere Klinik der Pfeifferschen Stiftungen
Das ganze Team unter der Leitung von Oberarzt Ervin Balogh und der Leitenden Schwester Virgina Stein ist stolz auf den erfolgreichen Einsatz des neuen Impella-Verfahrens. V.l.n.r.: Oberarzt Ervin Balogh, Chefarzt Jochen Molling, Pfleger Johannes Gröninger, Fachärztin Uta Schon, Oberärztin Charlotte Semm, Oberärztin Pamela Polczyk, Leitende Schwester Virginia Stein
(© Viktoria Kühne/Pfeiffersche Stiftungen)